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Sport - 13.11.2018

Horst Hrubesch: Das Kuschel-Ungeheuer geht

Mit dem Länderspiel der Frauen-Nationalmannschaft gegen Spanien beendet Horst Hrubesch seine Trainerkarriere. Die Arbeit mit den DFB-Frauen habe ihm nochmal richtig Spaß gemacht, sagt das frühere Kopfball-„Ungeheuer“.

Aus dem Ungeheuer ist ein Kuschelbär geworden. Als Spieler war Horst Hrubesch gefürchtet, wenn er – häufig nach einer „Bananenflanke“ des HSV-Kollegen Manfred Kaltz von rechts – seine 1,88 Meter in die Höhe schraubte und den Ball mit dem Schädel Richtung Tor wuchtete.  „Manni Banane, ich Kopf, Tor!“, beschrieb Hrubesch damals kurz und bündig das Erfolgsrezept. Der klassische Stoßstürmer wurde deutscher Meister, Europapokalsieger, Europameister. Unvergessen sind seine ersten beiden Länderspieltore im EM-Finale 1980 gegen Belgien, Hrubesch wurde zum „Helden von Rom“. Heute ist er 67 Jahre alt, und alle haben ihn gern, den freundlichen großen Mann, der etwas von einem Kuschelbären hat. Hrubesch beendet an diesem Dienstag seine Trainerkarriere, beim Testspiel der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft  gegen Spanien. Es sei endgültig Schluss, sagt Hrubesch. „Jetzt sind mal ein paar Jüngere dran.“ Martina Voss-Tecklenburg übernimmt als Bundestrainerin.

Mission erfüllt

Seinen Eintritt in den Trainer-Ruhestand hatte Hrubesch schon einmal erklärt: nachdem er mit der deutschen Olympia-Mannschaft im Sommer 2016 im Finale in Rio de Janeiro nur haarscharf (5:6 nach Elfmeterschießen gegen Brasilien) an der Goldmedaille vorbeigeschrappt war. Doch dann war er plötzlich wieder da, als der DFB im vergangenen März einen Nachfolger für die glücklose Frauen-Bundestrainerin Steffi Jones suchte. Hrubesch kam, sah und siegte, siebenmal in sieben Spielen. Das DFB-Team löste das Ticket für die WM 2019 in Frankreich, Mission erfüllt. „Wir spielen jetzt einen ganz ordentlichen Ball. Das haben wir ihm zu verdanken“, sagt Stürmerin Alexandra Popp. Und Mittelfeldspielerin Lina Magull ergänzt: „Es war eine prägende Zeit mit Horst.“ Von Hrubesch lerne man „für sein Spiel, auch fürs Leben“.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören“, sagt Horst Hrubesch

Flache Hierarchie

32 Jahre hat die Trainerkarriere des Ex-Torjägers gedauert. Sie führte Hrubesch vom 1. FC Pelkum in  seiner Geburtsstadt Hamm über mehrere Stationen – u.a. Rot-Weiß Essen, VfL Wolfsburg, FC Tirol und Samsunspor in der Türkei – zum DFB. Dort arbeitete er seit dem Jahr 2000 in verschiedenen Funktionen, erst als Assistent des damaligen Bundestrainers Erich Ribbeck, dann als Trainer mehrerer Junioren-Teams.  2008 führte er die deutsche U19, ein Jahr später die U21 zum Europameister-Titel. „Für mich war es immer wichtig, eine flache Hierarchie zu haben. Es geht immer um Eigenverantwortung und das gesamte Team“, beschreibt Hrubesch sein Erfolgsrezept. „Ich muss als Trainer dafür sorgen, dass der Laden läuft. Aber ich bin nicht der Entscheider.“

„Da wird mir angst und bange“

Hrubesch und seine „Mädels“

Hrubesch macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Arbeit mit den DFB-Frauen noch einmal richtig Spaß gemacht hat. „Ich möchte die Zeit mit den Mädels auf keinen Fall missen. Wie sie sich einbringen, wie sie für ihren Sport leben“, sagt der scheidende Bundestrainer. Und auch, dass er, der gelernte Fliesenleger und Dachdecker, sich inzwischen mit dem Männerfußball und seinen ausufernden Ablösesummen und exorbitanten Gehältern schwer tue: „Ich bin mit diesen Summen schon lange nicht mehr einverstanden. Wenn ich die Zahlen lese, dann wird mir angst und bange.“

Kleine Weltreise

Ende des Jahres gibt Hrubesch auch seinen Posten als DFB-Sportdirektor ab. Danach will er sich erst einmal einen lang gehegten Traum erfüllen. Mit seiner Frau Angelika geht der Hobby-Angler und Pferdezüchter auf eine kleine Weltreise: Neuseeland, Malaysia, Singapur, Hawaii, Las Vegas. „Man weiß nicht, wie lange der Faden noch hält“, sagt Hrubesch. „Ich möchte noch ein paar andere Dinge erleben.“ Man wird Horst Hrubesch im deutschen Fußball vermissen – das Kuschel-Ungeheuer mit dem großen Sachverstand, der ruhigen und menschlichen Art.

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