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Sport - 21.03.2019

Loris Karius hofft auf Ende des Albtraums bei Besiktas

Loris Karius, der vom FC Liverpool nach Istanbul ausgeliehen ist, wollte nach dem katastrophalen Champions-League-Finale in der Türkei einen Neuanfang schaffen. Doch der Keeper patzt erneut und will nur noch weg.

Die letzten drei Monate beim FC Liverpool in der Premier League waren für Loris Karius der reinste Albtraum. Schreckliche Fehler beim 1:3 im Champions-League-Finale gegen Real Madrid im Mai 2018 kosteten seine Mannschaft die Chance auf den Sieg. Karius‘ Tränen und die emotionale Entschuldigung an die Fans direkt nach dem Spiel, halfen nur ein wenig, den Ärger der Anhänger zu dämpfen.

Beim Aufwärmen zum ersten Vorbereitungsspiel der „Reds“ vor der Saison gegen das unterklassige Chester, fingen die Kameras des klubeigenen TV-Senders eine Szene ein, bei der Karius ein Schuss erst durch die fangbereiten Hände und dann auch noch durch die Beine rutschte.

In Liverpool nur noch das Gespött der Fans   

Auf Social Media ging das Video viral, und Karius musste mit dem Spott leben. Drei Tage danach ließ er bei einem weiteren Freundschaftsspiel bei den Tranmere Rovers den Ball nach einem abgefangenen Freistoß direkt auf den Fuß eines Stürmers fallen, und die Liverpool-Fans verzogen erneut das Gesicht.

„Wir müssen Loris unterstützen. Das gehört dazu“, sagte Liverpool-Coach Jürgen Klopp nach dem Spiel. Doch eine Woche später ließ der Klub verlauten, dass man den brasilianischen Torhüter Alisson Becker für die Rekordsumme von 75 Millionen Euro von AS Rom an die Anfield Road gelotst habe.   

Es war klar, wer von den beiden die Nummer eins sein würde. Für Karius war es Zeit, die Koffer zu packen und weiterzuziehen.

Der Frust reist mit

Im vergangenen August unterzeichnete der Deutsche einen Leihvertrag über zwei Jahre beim türkischen Spitzenklub Besiktas und wechselte in die türkische Süper-Lig. Es sollte ein Neuanfang werden. „Ich wusste, dass ich wieder aufstehen musste. Ich kann mich nicht einfach verstecken und nur in der Vergangenheit verweilen“, sagte der 25-Jährige der „Bild“-Zeitung, als er beim 15-fachen türkischen Meister ankam.

Aber er hatte seine Vergangenheit kaum hinter sich gelassen, als sie ihn sofort wieder einholte. Gleich im ersten Spiel für seine neue Mannschaft zögerte Karius, als es darum ging, eine Flanke zu fangen. Ein Fehler, der Bursaspors Diafra Sakho den späten Ausgleich ermöglichte.

Der tragische Held des Champions League-Finals 2019: Loris Karius

Während der Qualifikation zur Europa League, die für Besiktas unter keinem guten Stern stand, versuchte Karius im Spiel bei Malmö FF einen abgefälschten Schuss noch über die Querlatte zu lenken. Allerdings verfehlte er den Ball, und das Leder flog über seinen Kopf hinweg ins Netz. Auch wenn Karius an diesem Gegentreffer nicht die alleinige Schuld traf, er sah erneut nicht gut aus.

Dummer Fauxpas in den Sozialen Medien 

Durch seine wiederholten Fehler verlor Karius schnell das Vertrauen der Fans, die nun eine andere Lösung fordern. „Die Fans sind wütend. Sie wünschen sich Utku Yuvakuran, einen sehr jungen Torhüter, der darauf wartet, den Platz von Karius einzunehmen“, sagt der türkische Fußball-Journalist Didem Dilmen der DW.

„Die Besiktas-Fans sagen: Vergiss Karius, wir haben keine Zeit für ihn. Lasst Utku spielen! Wenn schon jemand Fehler macht, dann lieber er.“

Nach Besiktas‘ jüngstem 1:0-Sieg gegen das abstiegsgefährdete Göztepe provozierte Karius die Fans auf Social Media damit, dass er seinen Kasten sauber gehalten hatte. Sie überzogen ihn mit Spott, warfen ihm vor, dass seine Quote von sechs Spielen ohne Gegentor bei 37 Partien keine Leistung sei, auf die man stolz sein dürfe.

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Schwankend in den Leistungen

„Wenn du für deinen Klub in einem Spiel nicht die Leistung bringst und dann auch noch anfängst, dazu Sachen auf Instagram zu posten, dann ist das in der Türkei keine so gute Idee“, sagt Dilmen.

Besiktas-Trainer Senol Gunes, selbst einst ein guter Torhüter in der Türkei, schwankt in seiner Meinung zu dem 25-Jährigen. Im Oktober kursierten Gerüchte, Besiktas wolle seinen Torhüter los werden. Im November hatte der gebürtige Schwabe einen Stammplatz inne. Im Januar war sein Platz in der Startelf wieder mehr als fraglich. 

Nach einer schwachen Leistung des Torwarts beim 3:2-Sieg gegen Konyaspor am 10. März sparte Gunes nicht mit Kritik an seinem Schlussmann: „Karius stagniert, irgendetwas stimmt nicht mit seiner Power, seiner Motivation und seinem Feuer für das Spiel“, sagte der Trainer.

FIFA-Beschwerde hinterlässt verbrannte Erde

Drei Tage nach dem Spiel gegen Konyaspor verkomplizierte sich Karius‘ Türkei-Gastspiel weiter, als öffentlich wurde, dass er bei der FIFA wegen ausstehender Gehaltszahlungen von Besiktas Beschwerde eingelegt hatte.  

Nach Angaben von Karius schuldet Besiktas ihm vier Monatsgehälter. Die Hälfte seines Verdienstes bezieht der Keeper dabei aus Liverpool, so ist es im Leihvertrag vereinbart. 

Karius ist nicht der einzige der Top-Verdiener in der Süper Lig, den solche Probleme plagen. Die türkischen Vereine schlagen sich mit Schulden und dem schleichenden Lira-Verfall herum. Karius‘ FIFA-Beschwerde könnte Besiktas einen Punkteabzug und die Suspendierung von allen Europapokal-Wettbewerben einbringen.  

Bei Besiktas sucht Karius vergeblich sein Glück

„Natürlich hat er das Recht, sein Gehalt einzuklagen, aber nach der Beschwerde bei der FIFA dachte ich, er will Besiktas verlassen und alle Verbindungen zum Klub kappen“, analysiert der türkische Sportjournalist Dilmen. „Wenn du dich bei der FIFA offiziell beschwerst, dann heißt das ‚Ich will hier nicht mehr spielen‘. In der Türkei habe wir dafür eine Redewendung: Dann sagen wir: ‚Er hat alle seine Schiffe in Brand gesteckt.'“

Die FIFA bestätigte, dass sie in dieser Angelegenheit kontaktiert worden sei. Der Fußball-Weltverband verweigerte aber jede weitere Stellungnahme, bis die Untersuchung abgeschlossen sei.

Die Zukunft ist komplett offen

Nach Medienberichten vom Mittwoch soll Karius den FC Liverpool gebeten haben, den Leihkontrakt aufzulösen, Besiktas  habe den Abschied des deutschen Torwarts angekündigt. Da Alissson wegen seiner starken Leistungen bei den „Reds“ extrem viel Lob einheimst, gilt es als unwahrscheinlich, dass Karius noch einmal vor der berüchtigten Tribüne „The Kop“ in Liverpool auflaufen wird. 

Eintracht Frankfurt soll Gerüchten zufolge an Karius als Ersatz für den von Paris St. Germain ausgeliehenen Kevin Trapp interessiert sein. Auch der griechische Klub Olympiakos Piräus soll ein Auge auf den Deutschen geworfen haben. 

Aber wo immer es Karius auch als nächstes hinziehen wird, der unglückliche Torwart wird krampfhaft darum bemüht sein, den ganzen Ballast und die bösen Erinnerungen an seine schweren Patzer hinter sich zu lassen.

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