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Sport - 18.05.2019

Pascal Ackermann ist die Entdeckung des Giro

Auch im heftigen Regen der italienischen Provinz Latina strahlt Pascal Ackermann: Der Sprinter des Bora-Rennstalls beweist bei seinem zweiten Etappensieg beim Giro d’Italia Nervenstärke – mit einem besonderen Sprint.

In der Form seines Lebens: Als Giro-Neuling triumphiert Ackermann

Luftsprünge im Regen: Pascal Ackermann schwebt beim Giro d’Italia derzeit auf Wolke sieben – und das sieht man. Im Ziel von Terracina hüpfte er euphorisch auf und ab sowie in die Arme seiner jubelnden Teamkollegen. Dass sich über ihnen wie schon während fast der gesamten Etappe ein kalter Dauerregen ergoss, schien Ackermann und seine Helfer nicht sonderlich zu beschäftigen. Kein Wunder: Mit seinem zweiten Etappensieg während dieser noch jungen Italienrundfahrt hat der 25-Jährige schon jetzt mehr erreicht als man erwarten durfte. Er ist die Entdeckung dieses Giros.

„Es ist unglaublich, ich bin einfach nur glücklich“, strahlte der deutsche Meister in die Kamera und gönnte sich später bei der Siegerehrung einen Schluck aus der übergroßen Sektflasche. Den hatte er sich auch verdient nach einer Etappe mit besonderem Schwierigkeitsgrad. Nicht die Berge, sondern das nasskalte Wetter über Mittelitalien machte es den Fahrern schwer. Im strömenden Regen jagte das Peloton auf die Zielgerade der 140 Kilometer kurzen 5. Etappe des 102. Giro d’Italia von Frascati und Terracina. Und für einen Moment lang sah es so aus, als ob Pascal Ackermann im violetten Trikot des Punktbesten von den Konkurrenten blockiert werde. Doch mit einem Kraftakt beschleunigte er erneut und schoss erst auf der Ziellinie an dem bis dahin Führenden Fernando Gaviria (Kolumbien/UAE Team Emirates) vorbei – zum zweiten Etappensieg nach seinem Triumph auf der zweiten Etappe. Hinter Gaviria wurde Arnaud Demare (Frankreich/Groupama-FDJ) Tagesdritter.

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Dass Ackermann die versammelte Sprint-Elite schon zum zweiten Maldüpiert, kommt einerseits überraschend und andererseits auch nicht. Denn natürlich ist es seine erste Grand Tour, also die erste dreiwöchige Rundfahrt seiner Karriere. Normalerweise müssen junge Profis erst lernen, mit den Belastungen und der Hektik der großen Rennen umzugehen. Andererseits hat Ackermann bereits in der Vergangenheit gezeigt, wie unbekümmert und selbstbewusst er an neue Aufgaben herangeht. So gewann er kurz vor dem Giro den Frankfurter Radklassiker – ein Rennen, das mit seinen Steigungen im Taunus nicht unbedingt gemacht ist für Sprinter. Seinen Ruf, vor allem flache und „einfache“ Sprints gewinnen zu können, hatte Ackermann schon da widerlegt. 

Mustergültige Vorbereitung

Dass er auch auf den Etappen, die er nicht gewinnen konnte, Dritter und Vierter wurde, zeigt seine aktuelle Gala-Form. Während beispielsweise im anspruchsvollen Finale der vierten Etappe in Frascati starken Sprintern wie Elia Viviani (Italien) die Puste ausging, blieb Ackermann dran und sprintete mit um den Sieg. Und seine Erfolge sind kein Zufall: Sein deutsches Team Bor-hansgrohe arbeitet konsequent für den jungen Sprinter. So ist zum Beispiel Anfahrer Rüdiger Selig, mit dem Ackermann eine Freundschaft verbindet und mit der er sich blind versteht, eine wichtige Säule in der Sprintvorbereitung. „Es war verrückt heute, aber wir haben es wirklich nochmal geschafft“, sagte Selig. Auch im Regen von Terracina wurde Ackermann gut in Position gebracht, hätte dann aber durch eine Welle eines Fahrers von Groupama-FDJ fast alle Chancen eingebüßt. „Eigentlich waren es zwei Sprints für mich heute. Ich musste kurz rausnehmen“, beschrieb Ackermann die knifflige Szene bei Tempo 60. Doch nicht nur dort war es brenzlig: „Es war den ganzen Tag gefährlich, wir hatten Glück, dass niemand gestürzt ist. Man konnte im Feld kaum etwas sehen“, beschrieb der Pfälzer den Tag im Regen, der sein Glück noch gar nicht richtig begreifen kann, wie er im SWR-Interview verriet.

Aus und vorbei: Tom Dumoulin muss den Giro aufgeben

Ackermann entwickelt sich somit immer mehr zum Nachfolger der bisherigen deutschen Top-Sprinter Marcel Kittel, John Degenkolb und André Greipel. Während Kittel seine Karriere wegen Motivationsproblemen kürzlich auf unbestimmte Zeit aussetzte und sich Degenkolb mit mäßigem Erfolg mehr auf die Klassiker konzentrierte, blieb Greipel im neuen Trikot seiner französischen Arkea-Samsic-Mannschaft bisher viel schuldig. Ackermann kommt also genau zur rechten Zeit um den deutschen Radsport in seiner Paradedisziplin Sprint neu zu beleben. 

Doping-Schatten der Operation Aderlass über dem Giro

Die Führung im Gesamtklassement verteidigte derweil Top-Favorit Primoz Roglic (Jumbo-Visma) erfolgreich. Einer der größten Herausforderer des Slowenen im Rosa Trikot hätte Tom Dumoulin werden sollen. Doch der niederländische Mitfavorit ist aus dem Rennen. Schon während der ersten Kilometer der Etappe stieg er aufgrund der Folgen seines Sturzes vom Dienstag aus. Eine bittere Enttäuschung für das deutsche Sunweb-Team und ihn selbst: „Es ist schade, ich hatte eigentlich gute Beine. Ich weiß nicht wie schlimm meine Verletzung ist. Es ist zum Glück nichts gebrochen.“

Neben Roglic schrieben zwei andere Slowenen an diesem Mittwoch Schlagzeilen: Giro-Fahrer Kristijan Koren (Bahrain-Merida) und Borut Bozic (Sport-Direktor im selben Team) wurden vom Radsportweltverband UCI aufgrund der neuesten Ermittlungen in der „Operation Aderlass“suspendiert. Ihnen wird eine Zusammenarbeit mit dem Dopingarzt Mark Schmidt vorgeworfen. Daneben wurden auch Kristijan Durasek (UAE-Team Emirates) sowie der ehemalige Fahrer Alessandro Petacchi suspendiert. Zuvor hatte Ex-Profi Danilo Hondo in einem ARD-Interview Blutdoping gestanden.

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