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Sport - 15.03.2019

Vettel zwischen Hamilton und Leclerc

Neben den dominanten „Silberpfeilen“ von Mercedes erwächst Sebastian Vettel auch im eigenen Team weitere Konkurrenz. Der junge Monegasse Charles Leclerc will in die Phalanx der Top-Piloten einbrechen.

Die Formel-1-Saison 2019 könnte für Sebastian Vettel zum Wendepunkt werden. Mittlerweile ist es fünf Jahre her, seit Vettel seine vierte und bislang letzte Weltmeisterschaft gewonnen hat. Allerdings war das noch in einer anderen Ära der Formel 1, in einem anderen Team und bevor die Serie ihr Reglement grundlegend änderte und auf moderne Hybridantriebe umstieg.

In der vergangenen Saison dominierten einmal mehr Mercedes und Lewis Hamilton – auch weil Vettel deren Erfolg mit einer Reihe von Fehlern begünstigte. Ferrari zog die Konsequenzen: Der Teamchef musste gehen und auch bei den Fahrern kam es zu einem Personalwechsel.

Neuer Konkurrent im eigenen Team

Mattia Binotto übernahm das Team als Nachfolger von Maurizio Arrivabene. Außerdem wurde der Routinier und treue Vettel-Helfer Kimi Räikkönen im zweiten Cockpit durch den 21-jährigen Charles Leclerc ersetzt. Der gebürtige Monegasse, der in seiner Rookie-Saison mit einer Reihe bemerkenswerter Auftritte für Sauber positiv auf sich aufmerksam machte, könnte weit mehr sein als nur ein talentierter Nachwuchsfahrer, der sich hinter Vettel ins zweite Glied fügt. „Er ist schlau, und er ist schnell“, sagte Binotto der italienischen Zeitung „Corriere della Serra“ und kündigte an: „Wir werden viel Freude mit ihm haben.“

Und noch bevor die erste Startampel der Saison auf Grün geschaltet wird, sichert sich Binotto bereits gegen Wetten zum Status seiner beiden Fahrer ab. Im Saisoneröffnungsrennen dürften beide „frei kämpfen“, aber der Fokus werde zunächst auf Vettel und dessen fünftem Titelgewinn liegen. „Sebastian hat mehr Erfahrung, er ist seit vielen Jahren bei uns, er hat die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen“, sagte Binotto. „Also ist er unser Champion.“

Der neue Kopf der Scuderia Ferrari: Mattia Binotto will die „Roten“ zum Titel führen

Vettel geht in sein fünftes Jahr bei der Scuderia. Für Michael Schumacher brachte die fünfte Ferrari-Saison den Durchbruch und den ersten WM-Titel in Rot. Insgesamt gewann er mit Ferrari fünf Titel in Folge.

Ist Hamilton noch der Favorit?

Trotz aller Veränderungen bei Ferrari und der beeindruckenden Leistung des italienischen Teams bei den Testfahrten vor der Saison, sind Lewis Hamilton und Mercedes immer noch diejenigen, die es im Kampf um den Titel zu schlagen gilt. Mercedes hat seit den umfassenden Regeländerungen im Jahr 2014 und dem Beginn der Hybrid-Ära in der Formel 1 jede Fahrer- und Konstrukteursmeisterschaft gewonnen.

Der 34-jährige Hamilton, der vier der vergangenen fünf Weltmeisterschaften holte, wird alles dafür tun, auch den sechsten Fahrertitel zu erringen. Der ehrgeizige Brite, dem ein Platz in den Annalen der Formel 1 bereits sicher ist, wird bestimmt mit einem Auge auf die Rekorde von Michael Schumacher schielen. Noch 18 Siege und zwei Meisterschaften trennen ihn von Schumachers Bestmarken. Hamilton ist aber bereits in mehr Formel-1-Rennen von der Pole-Position gestartet als jeder andere Fahrer in der Geschichte der Königsklasse.

Geht die Lewis-Hamilton-Party weiter? Der Brite will seinen sechsten Fahrertitel

Bei den Testfahrten in Barcelona konzentrierte sich Hamilton meist auf längere Intervalle mit starkem Treibstoffverbrauch und ließ stattdessen Ferrari bei den besten Rundenzeiten den Vortritt. Erst am letzten Testtag zog der Brite kurz das Tempo an und sorgte gleich für Aufsehen: Quasi aus dem Stand legte er eine Rundenzeit hin, die nur die Winzigkeit von gerade einmal 0,003 Sekunden langsamer war als Vettels schnellste Testzeit – ein Beweis dafür, dass selbst ein besserer Ferrari nicht garantiert, dass man in Australien einen unangefochtenen Sieg der Scuderia erwarten darf.

„Die Regeln haben sich grundlegend geändert“, sagte Mercedes-Chef Toto Wolff bei den Tests. „Wir müssen also bei Null anfangen, uns erneut beweisen, in Bezug auf unsere eigenen Erwartungen und gegen unsere Konkurrenten. Es gibt absolut keinen Anspruch, an der Spitze zu stehen.“

Schmalere Flügel für mehr Racing?

Wolff wies sogar darauf hin, dass die gravierenden Regeländerungen, die es zur neuen Saison in Bezug auf die Aerodynamik der Boliden gab, ein bewusster Versuch sein könnten, Mercedes ein wenig einzubremsen und den Vorsprung der Silberpfeile auf den Rest des Feldes zu minimieren. Tatsächlich sind die Änderungen dergestalt, dass man engere und abwechslungsreichere Rennen erwarten darf. Die neuen Maße der Front- und Heckflügel sollen die Leistungsnachteile reduzieren, die dann entstehen, wenn ein Fahrer dicht hinter seinem Vordermann fährt. Mit den neuen Abmessungen und Flügelgrößen werden Luftverwirbelungen reduziert, und der Hintermann hat es leichter, zu überholen.

Sergio Perez von Racing Point F1, der seit vielen Jahren in der Formel 1 fährt, zeigte sich vorsichtig optimistisch, nachdem er bei einem der Tests sogar einen Mercedes hinter sich lassen konnte. „Bei Bottas hat es geklappt“, sagte Perez anschließend und analysierte: „Ich habe schon das Gefühl, weniger Abtrieb zu verlieren, aber wir werden erst in Melbourne sehen, wie es im Rennen ist, wenn man mit mehreren Autos bei gleich hoher Geschwindigkeit fährt. Ich hoffe aber, dass die Show dadurch ein gutes Stück besser wird.“

Red Bull: „Wundertüte“ oder mehr?

Immer am Limit: Max Verstappen ist einer der angriffslustigen Fahrer im Team

Für Max Verstappen wären die Regeländerungen im Grunde gar nicht nötig gewesen. Der Niederländer hatte auch mit dem alten Reglement selten Überholprobleme. Sein Red-Bull-Team und Verstappens talentierter neuer französischer Teamkollege Pierre Gasly sollten daher im Laufe der Saison ebenfalls ganz vorne mitmischen. Erstaunlicherweise haben die beiden Fahrer ein Durchschnittsalter von gerade einmal 22 Jahren.

Wie in den vergangenen Jahren deutet vieles darauf hin, dass Red Bull den Platzhirschen von Ferrari und Mercedes über die Gesamtdauer der WM wohl nicht wirklich Konkurrenz machen kann. Allerdings haben die Österreicher wieder ein Auto, dass auf bestimmten Rennstrecken seine Stärken ausspielen kann: Kurvengeschwindigkeit, Wendigkeit, Traktion und vergleichsweise geringe Beanspruchung der Reifen.

Nach dem Wechsel von Renault- auf Honda-Motoren scheint Red Bull wieder die „Wundertüte“ zu sein. Seine schnellsten Testzeiten fuhr das Team in Barcelona auf den drittschnellsten verfügbaren Reifen heraus. Der Rennstall hat damit alles getan, um das wahre Potenzial seiner Boliden vor dem Qualifying in Melbourne vor dem Rest der Formel 1 wirkungsvoll zu verbergen.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Mercedes

    Sind die Silberpfeile in dieser Saison wieder so stark wie in den vergangenen Jahren? Die Testfahrten verliefen holprig. Doch auch wenn Ferrari zu Beginn der diesjährigen Weltmeisterschaft schneller sein sollte, auf eines kann Mercedes sich verlassen: Sie haben den besten Fahrer, und es gibt eine klare Hierarchie im Team.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Hamilton und Bottas

    Als bewährtes Paar gehen Weltmeister Lewis Hamilton (l.) und Valtteri Bottas (r.) in ihre dritte gemeinsame Saison. Der Finne wird weiterhin seine Rolle als treuer Gehilfe ausfüllen und seinem Team-Kapitän den Rücken freihalten. Das wird wohl auch nötig sein, denn die Konkurrenz hat aufgerüstet und will die Dominanz der Silberpfeile und die Hamiltons endlich brechen.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Ferrari

    Seit zwölf Jahren wartet die Scuderia Ferrari auf einen Fahrertitel in der Formel 1. 2018 war man zeitweise sogar schneller als Mercedes, vergab die WM-Chance aber durch zu viele taktische und individuelle Fehler. Dieses Jahr soll es – unter dem neuen Teamchef Mattia Binotto – besser werden. Die Testfahrten verliefen vielversprechend, das Auto ist gut. Jetzt müssen nur noch die Fahrer mitspielen.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Vettel und Leclerc

    Sebastian Vettel (l.) ist bei Ferrari zwar der Frontmann, aber sein neuer Teamkollege Charles Leclerc sitzt ihm im Nacken. Ferrari hat viel investiert, um die Lücke auf Mercedes zu schließen. Anders als im Vorjahr sollen alle für Vettel arbeiten. Doch was, wenn Leclerc, der zu den besten Nachwuchsfahrern seiner Zunft zählt, stärker fährt als der vierfache Champion?


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Red Bull

    Neuer Motor, neue Chance? Nachdem man bei Red Bull im vergangenen Jahr mit den von Renault gelieferten Motoren nicht mehr zufrieden war, beendete man die Zwangsehe und suchte sich einen neuen Partner. 2019 brummt daher ein Honda-Aggregat unter der Haube des RB15, Red Bull hat jetzt den Status des Werksteams der Japaner. Ob damit der Angriff auf die Spitze gelingt?


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Verstappen und Gasly

    Neu ist auch der Stallpartner von Max Verstappen (l.): Der Franzose Pierre Gasly (r.) rückt aus Red Bulls B-Team Toro Rosso auf. Obwohl zwei Jahre älter als sein niederländischer Kollege, ist Gasly die Nummer zwei im Team. „Vom reinen Speed ist er nicht weit hinter Max“, lobte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Verstappen und Gasly traten schon im Kart gegeneinander an und kommen gut miteinander aus.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Renault – Ricciardo und Hülkenberg

    Verstappens Ex-Partner Daniel Ricciardo (r.) hat die Farben gewechselt und fährt in dieser Saison für Renault. Die Franzosen haben sich viel vorgenommen und wollen den Abstand auf die Top-Drei verkleinern. Der Australier Ricciardo bildet für Renault-Stammfahrer Nico Hülkenberg (l.) eine harte Konkurrenz. Pushen sich die beiden gegenseitig, könnte der eine oder andere Podiumsplatz herausspringen.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Haas – Grosjean und Magnussen

    Bei den US-Amerikanern des Team Haas bleibt im Grunde alles beim Alten: Nach wie vor kommt der Motor von Ferrari, hinter den Lenkrädern sitzen weiterhin Romain Grosjean (l.) und Kevin Magnussen (r.). 2018 fuhr Magnussen elf Mal in die Punkte, Grosjean immerhin sieben Mal. Diese Bilanz soll mindestens bestätigt, im besten Fall sogar ausgebaut werden.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    McLaren – Sainz Jr. und Norris

    Im Jahr eins nach Fernando Alonso stellt sich McLaren komplett neu auf: neuer Teamchef, neuer Chefingenieur, neuer Technikchef und neue Fahrer. Der Spanier Carlos Saniz Jr. (r.) kommt von Renault, der junge Engländer Lando Norris (l.) steigt vom Test- zum Stammfahrer auf. Beim Traditionsteam ist man zuversichtlich, dass es in den kommenden Jahren wieder aufwärts geht.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Racing Point – Stroll und Perez

    Zwar ist der Bolide noch immer Force-India-pink, Name und Teameigner sind aber anders. Denn als die Inder Mitte 2018 pleite gingen, übernahm Lawrence Stroll das Team und installierte nun – als Teil des Deals – seinen Sohn Lance Stroll, 2018 noch bei Williams, als Fahrer. Sergio Perez durfte bleiben. Racing Point wird mit Haas, Renault und Toro Rosso um den Rang des „best of the rest“ konkurrieren.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Toro Rosso – Albon und Kvyat

    Nach dem Gasly-Abgang ist Daniil Kvyat (r.) Senior des Teams. An der Seite des Russen, der 2018 keinen WM-Punkt holte, fährt 2019 Alexander Albon (l.), der aus der Formel 2 kommt. Albon, der auch den britischen Pass besitzt, aber mit thailändischer Lizenz fährt, ist der erste Fahrer aus dem südostasiatischen Land seit Prinz Bira. Der Neffe des thailändischen Königs wurde 1950 WM-Achter.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Williams – Kubica und Russell

    Mit einer Art „Comeback des Jahres“ wartet das Team Williams auf: Robert Kubica (l.) ist wieder da. Der Pole fuhr im Jahr 2010 zuletzt in der Königsklasse. Nach einer schweren Armverletzung war lange fraglich, ob er es noch einmal schaffen würde. Das zweite Cockpit hält Neuling George Russell (r.). Die Vorbereitung war holprig: Kurz vor Saisonstart musste Technikchef Paddie Lowe seinen Hut nehmen.


  • Formel 1 – Fahrer und Autos der Saison 2019

    Alfa Romeo – Räikkönen und Giovinazzi

    Noch ein Comeback: Kimi Räikkönen (l.) ist nach 18 Jahren zurück im Team Sauber, dass nun Alfa Romeo Racing heißt. Zwar fährt der Finne damit auch weiterhin mit einem Ferrari-Motor, wird aber mit den vorderen Plätzen nichts mehr zu tun haben. An der Seite des 292-maligen Grand-Prix-Fahrers soll Antonio Giovinazzi (r.) lernen. Der Italiener hat bislang zwei Rennen in der Formel 1 absolviert.

    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons


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