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Technik - 08.11.2018

Samsung macht es offiziell: Faltbaren Smartphones gehört die Zukunft

Infinity Flex 01.


Samsung kündigt auf seiner Entwicklerkonferenz für kommendes Jahr faltbare Smartphones an. Ein fertiges Gerät zeigen die Südkoreaner noch nicht, aber das Display, das im kommenden Jahr eine neue Handy-Revolution einläuten soll.

Zusammengeklappt ist es so groß wie ein gewöhnliches Smartphone. Aber wird es wie ein Buch aufgeklappt, eröffnet sich im Inneren auf einmal ein 7,3 Zoll (18,5 Zentimeter) großer Bildschirm, auf dem bis zu drei Apps gleichzeitig laufen können.

Das biegsame Display sei "die Basis für das Smartphone für Morgen", schwärmt Samsung-Manager Justin Denison in San Francisco. Ein Samsung-Telefon, in dem sich ein zweiter faltbarer Bildschirm in der Größe eines kleinen Tablets versteckt, soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Die Massenproduktion der entsprechenden "Infinity Flex Displays" soll jedenfalls in den nächsten Monaten anlaufen.

Auch Android passt sich an

Google ist mit im Boot: Das Betriebssystem Android werde den Bildschirm vollständig unterstützen, versichert Glen Murphy vom Internet-Konzern auf der Samsung-Entwicklerkonferenz. Im Android-Entwickler-Blog heißt es, grundsätzlich gäbe es zwei Varianten von faltbaren Smartphones: Geräte mit einem einzigen, biegsamen Display und solche mit zwei getrennten Bildschirmen.

Google bereitet Android auf die faltbare Zukunft vor.

Samsung zeigte kein fertiges Gerät, sondern lediglich einen Display-Prototypen, der wie ein funktionierendes Smartphone aussah. Er genügte aber, um zu demonstrieren, wie Samsungs Infinity-Flex-Geräte grundsätzlich arbeiten. Zusammengeklappt hat der Prototyp auf der Außenseite ein 4,53 Zoll großes Display im 21:9-Format, das mit 1960 x 840 Pixeln auflöst. In dieser Position arbeitet er wie ein normales Smartphone. Im Innern befindet sich der faltbare 7,3-Zoll-Bildschirm mit 2152 x 1536 Pixeln (420 ppi). Öffnet man das Gerät, soll die Anzeige vom Außen- aufs Innen-Display umspringen. Nutzer haben so also im Prinzip ein kompaktes Smartphone in der Tasche, das gleichzeitig ein 7-Zoll-Tablet ist.

Neue Benutzeroberfläche

Zu Samsungs Konzept gehören auch eine neue Benutzeroberfläche namens "One UI" und intelligenter Sprachsteuerung. Diese Rolle soll für Samsung Bixby übernehmen, ein Digitalassistent, der Amazons Alexa und Apples Siri herausfordert. Samsung will 22 Milliarden Dollar in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) investieren und in sieben KI-Zentren über 1000 Entwickler einstellen. Die deutschsprachige Version von Bixby solle in wenigen Monaten eingeführt werden, hieß es in San Francisco. Damit wird dann auch die bislang in Deutschland nutzlose "Bixby-Taste" an neueren Samsung-Smartphones einen Sinn bekommen. In den USA bekam Bixby allerdings bisher wenig schmeichelhafte Kritiken.

Es ist zwar ziemlich dick, passt aber noch in die Hosentasche.

DJ Koh, der Chef von Samsungs Mobilfunksparte, hat zwei Tage Zeit, um die rund 5000 angereisten Softwareentwickler und Partnerfirmen von seiner Zukunftsvision zu überzeugen. Denn er steht vor einem Problem. Anders als damals Apple kontrolliert er nicht das Betriebssystem seines Smartphones. Samsung setzt auf Android und ist auf Googles Unterstützung angewiesen. Samsungs eigenes Betriebssystem "Tizen" hat nie den Durchbruch im Smartphone-Markt geschafft. Koh muss die Entwickler auf seine Seite ziehen. Passen sie ihre Anwendungen und Apps nicht an, bleibt das Falt-Telefon eine Hülle ohne Inhalt. Samsung wird nun erst einmal einen Faltbildschirm-Simulator bereitstellen, auf die Entwickler ihre Produkte testen können.

Bixby lernt endlich Deutsch

Koh verspricht den externen Entwicklern zudem jetzt vollen Zugriff auf den digitalen Assistenten Bixby. In einer eigenen Software-Umgebung, dem "Bixby Developer Studio", sollen sie einfach und schnell Bixby-Projekte erstellen können. Dabei werden sie von der künstlichen Intelligenz unterstützt, die Teile des Softwarecodes automatisch schreiben werde. Samsung kündigte außerdem an, dass Bixby  "in den kommenden Monaten" um fünf weitere Sprachen erweitert wird, darunter auch Deutsch. Bisher versteht der Assistent lediglich Englisch und Koreanisch.

Samsung, betont Koh, verkaufe 500 Millionen Geräte jedes Jahr, vom Reiskocher über smarte Lautsprecher bis zum Smartphone oder TV-Gerät. Bis 2020 sollen alle aktuellen Geräte vernetzt sein und immer mehr von ihnen werden Bixby bekommen. Diese riesige Basis, hofft Samsung, werde für genug Interesse sorgen. Bereits 2021, so die Samsung-Marktforscher, werde die Zahl der großen Smartphones die der gewöhnlichen Modelle übersteigen. Mit dem Falt-Phone, das immer noch in jede Anzugtasche passt, hätte Samsung dann ein attraktives Angebot.

Denn der Smartphone-Primus kann nicht davon ausgehen, den neuen Markt für sich allein zu haben. Inzwischen werden Smartphones mit faltbaren Bildschirmen unter anderen auch von den chinesischen Herstellern Huawei, Xiaomi und Lenovo erwartet. Und der südkoreanische Samsung-Konkurrent LG zeigte bereits den Prototypen eines großen Fernseher-Displays, das sich zusammenrollen lässt.

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