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Wissen - 15.11.2018

Mehr Diagnosen, mehr Tote: Pankreaskrebs tötet besonders häufig

Die Bauchspeicheldrüse liegt quer hinter dem Magen.


Krebs in der Bauchspeicheldrüse ist eine der tödlichsten Tumorerkrankungen. Ist eine Diagnose gestellt, lebt der größte Teil der betroffenen Patienten nur noch wenige Monate. Mediziner kämpfen gleich mit mehreren Problemen bei der Therapie.

Nach der Diagnose leben Patienten im Schnitt noch 4,6 Monate: Im Gegensatz zu vielen anderen Krebsarten sterben immer mehr Menschen in der Europäischen Union an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Europäischen Gastroenterologen-Verbands anlässlich des Welt-Pankreaskrebstags am 15. November. Die Zahl der Toten sei zwischen 1990 und 2016 um fünf Prozent gestiegen.

"Beim Pankreaskarzinom sterben immer noch mehr als 90 Prozent der Patienten", sagt Alexander Stein vom Krebszentrum des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE). "Es ist der Tumor, bei dem sich alle neuen Therapien schlechter anwenden lassen als bei anderen Krebsarten." Zwar steige auch bei Darmkrebs und Brustkrebs die Zahl der Neuerkrankungen, gleichzeitig würden diese Krebsarten aber immer früher entdeckt und seien zunehmend besser behandelbar.

Krebs in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) war im Jahr 2015 die vierthäufigste krebsbedingte Todesursache in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt starben daran rund 17.000 Menschen – mehr als sieben Prozent aller Krebstoten. Auf Platz eins lagen demnach Lungen- und Bronchialkrebs mit zusammen mehr als 45.000, Darmkrebs mit 24.000 und Brustkrebs mit mehr als 18.000 Toten.

Erst spät entstehen Symptome

Die Bauchspeicheldrüse hat zwei wichtige Funktionen: Einerseits produziert sie Verdauungssäfte, ohne die der Mensch Nahrung nicht verdauen könnte. Andererseits bildet sie lebenswichtige Hormone wie Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Dass sich in der Bauchspeicheldrüse ein Tumor entwickelt, lässt sich meistens erst spät an Symptomen wie etwa Schmerzen im Oberbauch oder Gewichtsverlust erkennen.

"Bei etwa der Hälfte der Patienten hat der Krebs zum Zeitpunkt der Diagnose bereits gestreut. Dann hilft nur eine dauerhafte Chemotherapie, um die Lebenszeit etwas zu verlängern", sagt Stein. Bei einem guten Drittel aller Fälle sei es möglich, den Tumor chirurgisch zu entfernen. "Aber diesen Menschen bietet eine alleinige Operation auf fünf Jahre gesehen nur eine Überlebenschance von 10 Prozent. Deshalb kombiniert man die Operation mit einer Chemotherapie. Dann genesen immerhin 20 bis 30 Prozent dieser Patienten."

Immunsystem erkennt diesen Krebs nicht

Dass sich die Forschung bei neuen Therapien gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs so schwer tut, hat vor allem zwei Gründe: Bei den meisten anderen Krebsarten erkennt das Immunsystem den Tumor in irgendeiner Form. "Beim Pankreaskarzinom funktioniert das nicht", erklärt Stein. "Die aktuelle Welle der Immuntherapien rollt deshalb am Pankreaskarzinom vorbei." Es müsse untersucht werden, wie eine Immunreaktion überhaupt hervorgerufen werden könne.

Das zweite Problem liege in der Struktur des Tumors begründet, sagt Stein. Das Pankreaskarzinom sei kein Klumpen, sondern sehe aus wie Bindegewebe. Damit die Substanzen der Chemotherapie in den Tumor vordringen können, müssen sie eine bestimmte Form und chemische Verpackung erhalten. Auch daran werde weiter geforscht.

Warum es überhaupt zu Bauchspeicheldrüsenkrebs kommt, ist nahezu unbekannt. Als Risikofaktoren gelten unter anderem Rauchen und ein hoher Konsum verarbeiteter Fleischprodukte. Gerade berichteten Forscher aus Israel, dass Fettleibigkeit im Jugendalter das Risiko eines späteren Bauchspeicheldrüsenkrebses vervierfache. Bei Männern reiche sogar leichtes Übergewicht aus, um die Anfälligkeit zu erhöhen, schrieben die Wissenschaftler der Universität Tel Aviv in der Fachzeitschrift "Cancer". Für die Studie hatten sie Daten von fast zwei Millionen Menschen ausgewertet.

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