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Wissen - 30.10.2018

Mit Abstand ältester Nachweis: Kakao stammt gar nicht aus Mittelamerika

Eine Kakao-Frucht in Ecuador.


Bisher galt: Die Wiege des Kakaoanbaus stand vor etwa 3900 Jahren in Mittelamerika. Nun belegt eine Studie: In einer anderen Region wurde Kakao viel früher domestiziert – schon vor mindestens 5300 Jahren.

Kakaopflanzen wurden schon viel früher domestiziert als bislang bekannt – und auch in einer anderen Region als bisher vermutet. Ein internationales Forscherteam weist im Fachblatt "Nature Ecology and Evolution" nach, dass Kakao schon vor mindestens 5300 Jahren im Südosten des heutigen Ecuador angebaut wurde. Bislang dachten Forscher, die Pflanzen seien vor 3900 Jahren in Mittelamerika domestiziert worden. Das Ursprungsgebiet der Pflanze Theobroma cacao liegt demnach im oberen Einzugsbereich des Amazonas.

Der Fundort in Santa Ana-La Florida.

Der bislang älteste Beleg für Kakao-Nutzung war 3900 Jahre alt und stammte aus Mittelamerika. Dort spielte Kakao etwa bei den Mayas und Olmeken eine herausragende Rolle: Er wurde etwa als Nahrungs-, Zahlungs- und Heilmittel genutzt und auch bei religiösen Feiern. Allerdings zeigen Erbgut-Analysen, dass die genetische Vielfalt des Kakaobaums (Theobroma cacao) im Amazonas-Regenwald am größten ist.

Nun untersuchten die Forscher um Michael Blake von der Universität Calgary Reste der Siedlung Santa Ana-La Florida (SALF) im Südosten von Ecuador. Sie liegt bei der Stadt Palanda nahe der Grenze zu Peru. Die kleine Siedlung der Mayo-Chinchipe-Kultur war ab vor etwa 5500 Jahren bewohnt. Dabei rahmten 20 Gebäude einen Zeremonieplatz ein, auch Gräber wurden hier angelegt.

Rückstände und Erbgut von Kakao

Objektträger mit Theobroma-spp.-Stärkekorn (in der Box), neben anderen Partikeln in den Rückständen.

In der Siedlung untersuchten die Forscher verschiedene Gefäße und Werkzeuge wie etwa Stößel und Mörser gezielt auf Rückstände und Erbgut von Kakao. Entsprechende Stärkekörner entdeckten sie in 6 von 19 Objekten – darunter eine mindestens 5300 Jahre alte Keramikscherbe. In 46 weiteren Objekten fanden sie das Stimulans Theobromin, das von Kakao stammt. Auch DNA von Kakaobäumen wiesen sie nach.

"Die Studie zeigt, dass Menschen im oberen Teil des Amazonasbeckens, das sich bis an den Fuß der Anden im Südosten Ecuadors erstreckt, Kakao ernteten und konsumierten", wird Studienleiter Michael Blake von der University of British Columbia in einer Mitteilung der Uni zitiert. "Und das taten sie 1500 Jahre früher als in Mexiko."

Nutzung für verschiedene Zwecke

Steigbügel-Flaschen, in denen Spuren von Kakao gefunden wurden.

Nach Angaben der Forscher werden von Kakao in Südamerika heutzutage sowohl Fruchtfleisch als auch Hülle, Rinde und Blätter für unterschiedliche Zwecke genutzt: als Nahrungs- und Genussmittel, als Tee, Saft oder alkoholisches Getränk oder als Medizin und auch als Baumaterial.

Dass Mittelamerika bisher als Ursprung des Kakaoanbaus galt, beruhe auf einem Missverständnis. "Dass Kakao bei der Ankunft der Europäer im wirtschaftlichen und spirituellen Leben der südamerikanischen Kulturen anscheinend keine so bedeutende Rolle spielte wie in Mittelamerika liegt möglicherweise einfach daran, dass seine Bedeutung mit der Zeit geschwunden war", schreibt das Team. "Der Unterschied im Prestige der Pflanze zwischen den beiden Regionen, den die Europäer in ihren frühen Berichten vermerkten, trug zweifellos zu dem Glauben bei, Kakao sei zunächst in Mittelamerika domestiziert worden."

Doch die Rückstände in den Gefäßen und Grabbeigaben belegen aus Sicht der Forscher eindeutig, dass Kakao bei den Mayo-Chinchipe schon vor mindestens 5300 Jahren eine wichtige Rolle als Nahrungsmittel, Getränk, Medizin, Stimulans und in Zeremonien gespielt hat. Vor mindestens 3900 Jahren seien die Pflanzen dann über das heutige Kolumbien und Panama nach Mittelamerika gebracht worden. Das zeige, wie weit verzweigt die Handelsbeziehungen zwischen beiden Erdteilen ausgetauscht schon damals gewesen seien.

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