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Sport - 27.11.2018

Armageddon in London? Carlsen und Caruana im Stichkampf

Verlängerung bei der Schach-WM: Nachdem Weltmeister Magnus Carlsen und Herausforderer Fabiano Caruana zwölfmal Remis gespielt haben, fällt die Entscheidung im Stichkampf. Die Spieler mobilisieren die letzten Reserven.

Müde Krieger: Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) und Fabiano Caruana (USA) müssen in den Stichkampf

Unruhig rutschte der Weltmeister auf seinem Stuhl herum und zuckte dann mit den Achseln: „Ich glaube, ich habe sehr gute Chancen“ – mehr fiel Magnus Carlsen nach der zwölften Partie zum bevorstehenden Stichkampf um den WM-Titel nicht ein. Es ist offensichtlich: Nach dem bisher enttäuschenden Verlauf der WM ist seine Stimmung völlig anders als vor zwei Jahren. 2016 musste Carlsen gegen den Russen Sergej Karjakin ebenfalls in den Stichkampf, tat dies mit breiter Brust und gewann das Schnellschach-Duell überzeugend. Zwei Jahre später wirkt der beste Spieler der Welt nach zwölf Runden ohne Sieger dagegen müde und ratlos. Auch Herausforderer Fabiano Caruana war nach der letzten Partie am Montag nur noch froh, sich in den Stichkampf gerettet zu haben: „Am wichtigsten ist es jetzt, sich auszuruhen“.

Nervenstärke und Konzentrationsfähigkeit

Abgekämpft: Magnus Carlsen

Magnus Carlsen kann eigentlich mit viel Selbstbewusstsein in den Stichkampf am Mittwoch (28.11.2018) gehen. Schließlich ist der Norweger Schnellschach-Weltmeister der Jahre 2014 und 2015 sowie der amtierende Blitzschach-Champion. Beim Schnellschach können die Spieler ihre Züge nicht so lange überdenken, vielmehr müssen sie sich vor allem auf ihr Stellungsgefühl verlassen. In London werden vier Partien à 25 Minuten gespielt. Pro Zug bekommen die Spieler jeweils noch zehn Sekunden gut geschrieben. Nervenstärke und Konzentrationsfähigkeit zählen – genau diese beiden Aspekte könnten jetzt die Chance für Caruana sein. Der Herausforderer hat bisher mit seiner guten Vorbereitung und abgeklärten, präzisen Spielweise in London immer auf Augenhöhe mit Carlsen agiert. Zwar gilt der US-Amerikaner nicht unbedingt als Schnellschach-Spezialist, aber er kann – anders als der schwächelnde Weltmeister – befreiter aufspielen.

Fast alles unter Kontrolle: Herausforderer Fabiano Caruana

Sollte es nach den vier Schnellpartien in London immer noch keinen Sieger geben, stehen maximal zehn Blitzpartien auf dem Programm. Dabei haben die Spieler nur noch fünf Minuten auf der Uhr – pro Zug kommen noch einmal drei Sekunden hinzu. Für die Fans wäre das ein Spektakel: Beim Blitzschach spielt das Glück eine große Rolle, selbst bei den besten Spielern der Welt häufen sich dann die Fehler. Noch spektakulärer wäre aber der mögliche Schlusspunkt dieser WM: Wenn auch die regulären Blitzpartien ohne Sieger bleiben sollten, dann treten die Spieler zu einer so genannten „Armageddon“-Partie an. Dieses spezielle Blitzschach-Format garantiert einen Gewinner, denn bei einem Unentschieden wird Schwarz zum Weltmeister erklärt.

Carlsen startet mit Weiß

Dass eine Schach-WM erst in der Verlängerung entschieden wird, war zuletzt eher die Regel als die Ausnahme. Schon 2012 musste der damalige Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) gegen Herausforderer Boris Gelfand (Israel) den Titel im Schnellschach ausspielen. Der Inder siegte und blieb Weltmeister. Magnus Carlsen muss nach 2016 zum zweiten Mal seinen Titel im Stichkampf verteidigen. Er startet am Mittwoch mit Weiß – eigentlich ein kleiner Vorteil für den Weltmeister. Doch in London hat Carlsen gerade mit den weißen Steinen reihenweise kraftlose Partien abgeliefert. Die Schachwelt wartet gespannt, ob es dem Champion wenigstens mit verkürzter Bedenkzeit gelingt, den Anzugvorteil doch noch in einen vollen Punkt umzumünzen.

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