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Sport - 03.11.2018

Banken-Stresstest: Besser, aber nicht fit

Die europäischen Großbanken konnten ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krisen im dritten Stresstest der Bankenaufsicht verbessern. Aber britische, italienische und auch deutsche Institute haben nicht gut abgeschnitten.

Sind die europäischen Banken gut für eine Krise gerüstet? Das wollte die Europäische Bankenaufsicht (EBA) in ihrem dritten Stresstest herausfinden. Untersucht hat sie dazu 48 Großbanken aus 15 EU-Ländern und Norwegen getestet. Davon kommen 37 aus dem Euroraum, sie decken in der Währungsunion etwa 70 Prozent des Bankenmarkts ab. Von diesen 37 sind die vier griechischen Banken aber schon im Frühjahr getestet worden.

Was wurde getestet?

Nach Angaben der Bankenaufseher war das Stress-Szenario das bisher mit Abstand strengste. Angenommen wurde ein starker Konjunkturabschwung über drei Jahre. Wie stark, war abhängig von der Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes. So sollten die italienischen Banken einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um 6,7 Prozent simulieren, die deutschen einen um 10,1 Prozent – so viel mehr deshalb, weil die deutsche Wirtschaft aktuell gut läuft und deshalb erst einen stärkeren Abschwung deutlich spüren würde.

Bei einem solchen Wirtschaftseinbruch würde die Arbeitslosigkeit steigen, viele Menschen könnten dann ihre Immobilienkredite nicht mehr bezahlen, die Aktienkurse würden einbrechen. Die EBA hat etwa vorgegeben, dass die Arbeitslosenquote auf 9,7 Prozent im Jahr 2020 steigt und die Immobilienpreise stark einbrechen. Diesen Stress können nur Banken aushalten, die ein genügend dickes Kapitalpolster haben. Basis für die Berechnung war Ende 2017.

Was ist herausgekommen?

Im Schnitt haben die geprüften Banken im Jahr 2020 eine harte Kernkapitalquote von 10,1 Prozent erreicht. Die italienischen Banken lagen darunter, denn sie halten noch immer sehr viele notleidende Kredite. Von den vier getesteten Banken aus Italien schnitt die Banco BPM am schwächsten ab, ihr Puffer schrumpfte auf 6,67 Prozent zusammen.

Wie aussagekräftig diese Zahlen sind, ist jedoch fraglich. So halten die italienischen Banken auch für gut 300 Milliarden Euro Staatsanleihen, die aber beim Test nicht berücksichtigt wurden. Wegen des aktuellen Haushaltsstreits zwischen Italien und der EU könnten die Anleihen deutlich an Wert verlieren – das würde dann auch die Belastbarkeit der italienischen Institute verringern.

Die britische Großbank Barclays hat es beim Stresstest so schwer erwischt wie kein anderes Geldhaus in der EU. Die harte Kernkapitalquote des Instituts halbierte sich im angenommenen Krisenszenario bis zum Jahr 2020 auf nur noch 6,37 Prozent. Kaum besser lief es für die britische Großbank Lloyds. Die ebenfalls getesteten Institute HSBC und Royal Bank of Scotland (RBS) sind dagegen besser für eine schwere Krise gerüstet.

Wie sieht es mit den deutschen Banken aus?

Auch das ist eine Überraschung: Von den acht Geldhäusern aus Deutschland schnitten sechs schlechter ab als der europäische Durchschnitt. So zeigte die Commerzbank im beschriebenen Stress-Szenario für 2020 eine harte Kernkapitalquote von 9,9 Prozent, die Deutsche Bank nur 8,1 Prozent. Das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ-Bank weist 8,97 Prozent auf, die Bayerische Landesbank 9,44 Prozent, die Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) 9,96 Prozent, Schlusslicht ist die NordLB mit 7,07 Prozent. Nur die Landesbank Baden-Württemberg und die NRW.Bank schnitten besser ab als der Durchschnitt.

Dass die NordLB in Deutschland an letzter Stelle landete, überraschte allerdings weniger: Sie hatte ihre Kapitalnöte schon öffentlich gemacht und sucht gerade nach einem Investor. Angesichts ihres schlechten Testergebnisses stellt sich nun die Frage, ob die Helaba wirklich gut beraten wäre, einen Teil der NordLB zu übernehmen. Dieser Plan einer Super-Landesbank wird derzeit im Sparkassenlager erörtert.

Ist eine Bank durchgefallen?

Die EBA hat wie schon vor zwei Jahren darauf verzichtet, eine einheitliche Kapitalquote für alle geprüften Geldhäuser vorzugeben. Deshalb gibt es auch keine „Durchfaller“ oder „Besteher“. Aber man kann anhand der Ergebnisse durchaus ablesen, welche Bank im Falle einer Krise zu wenig Kapital hätte. In dem Test werden zahlreiche Daten erhoben, die in die Arbeit der Bankenaufsicht einfließt. Sie wird Instituten, deren Kapitaldecke als dünn gilt, dann Auflagen machen, sich mehr frisches Geld zu besorgen.

Wie kommt es, dass die deutschen Banken nicht so gut dastehen?

Das liegt zum einen daran, dass das Stress-Szenario für die deutschen Banken deutlich härter war als in anderen Ländern und einen kräftigeren Wirtschaftseinbruch simulierte (siehe oben). Außerdem sind die Institute wegen des starken Wettbewerbs in Deutschland weniger profitabel als viele ausländische Banken.

Was ist mit den anderen Banken?

Neben den 48 systemrelevanten Großbanken wurden 54 weitere Institute getestet, die eine „signifikante“ Größe haben. Diese Aufgabe hat die Europäische Zentralbank (EZB) übernommen. Dabei hat sie „nahezu identische“ Kriterien wie beim Stresstest der Großbanken angelegt. Allerdings wird sie die Ergebnisse nicht veröffentlichen.

Wenn es keine Durchfaller gibt, welchen Sinn hat dann ein solcher Stresstest?

Der Test gibt den Aufsehern und der Öffentlichkeit Einblick in Daten, die sie ansonsten nicht einsehen könnten. Das hilft bei deren Beurteilung, das hilft aber auch den Banken, Schwachpunkte in ihrer Bilanz zu erkennen und diese zu beheben.

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