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Sport - 03.11.2018

FIFA-Boss nahm Einfluss auf neuen Ethikcode

Angeblich hat sich Gianni Infantino unerlaubt in die Arbeit der unabhängigen Ethikkommission des Weltfußballverbandes eingemischt. Laut einem Medienbericht hat der FIFA-Chef eigene Vorstellungen durchgesetzt.

Gianni Infantino im September bei der Gala „The Best FIFA Football Awards“

Das Magazin „Der Spiegel“ berichtet unter Berufung auf interne Dokumente, der Präsident des Weltfußballverbandes habe Korrekturvorschläge für die überarbeiteten Richtlinien der unabhängigen Ethikkommission gemacht. So habe Gianni Infantino als Antwort auf einen Entwurf von Vassilios Skouris, dem Vorsitzenden der rechtsprechenden FIFA-Ethikkammer, diesem mit mehreren Hinweisen geantwortet. Dabei sollten Voruntersuchungen gegen Funktionäre nur auf Weisung der Vorsitzenden Person der Ermittlungskammer durchgeführt werden können. Der entsprechende Passus wurde im neuen Ethikcode geändert, zuvor konnte das Sekretariat der Untersuchungskammer selbst Voruntersuchungen starten.

Neue Ethikkommission: „weniger als ein Feigenblatt“

Formal ist die Ethikkommission ein komplett unabhängiges Gremium. Sie sperrte in der Vergangenheit unter anderem Infantinos Vorgänger Joseph Blatter. Die FIFA teilte dem „Spiegel“ mit, dass es „völlig unplausibel“ sei, dass sich Skouris zu einer Entscheidung gegen seinen Willen hatte drängen lassen.

Der umstrittene neue Ethikcode war am 10. Juni vom Council des Weltverbands verabschiedet worden. Dabei taucht unter anderem Korruption nicht mehr explizit als Vergehen auf. Die Streichung des Begriffes verteidigte der Weltverband in der Vergangenheit damit, dass dies keinen maßgeblichen Einfluss auf die tatsächlichen Verstöße, die verfolgt werden, habe. „Ich habe immer gesagt, der neue Ethikcode ist Infantinos Werk – das ist der Beweis“, sagte Hans-Joachim Eckert, früherer Chef der rechtsprechenden Kammer dem Magazin. Infantinos Einmischung sei „ein klarer Verstoß gegen den Kodex und die Statuten der FIFA“.

Die Neubesetzung der beiden Ethikkammern mit der Kolumbianerin María Claudia Rojas als Chef-Ermittlerin und Skouris im Mai 2017 hatte international für Kritik gesorgt. Eckert bezeichnete die neue Ethikkommission in der Vergangenheit bereits als „weniger als ein Feigenblatt“ und kritisierte, dass Rojas weder Englisch noch Französisch spreche und verschwiegen habe, dass sie mit dem früheren Verbandspräsidenten Kolumbiens gut bekannt sei. Diesen habe er wegen Korruption lebenslang gesperrt. Die Dokumente, die dem „Spiegel“ von der Enthüllungsplattform Football Leaks zur Verfügung gestellt wurden, teilte das Magazin mit dem internationalen Rechercheverbund European Investigative Collaborations (EIC) und drei weiteren Partnern.

Der Fußballweltverband FIFA hat die Vorwürfe gegen seinen Präsidenten Infantino zurückgewiesen. Die Enthüllungen werden als Kampagne geschasster ehemaliger Verbandsmitglieder bezeichnet.

qu/se (dpa, sid, spiegel.online)

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