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Sport - 26.02.2019

Presserat: Karikatur von Serena Williams nicht rassistisch

Eine Karikatur der Tennisspielerin Serena Williams hat der australischen Zeitung „Herald Sun“ Rassismus- und Sexismus-Vorwürfe beschert. Nach Ansicht des Presserats in Sydney wurden aber keine Medienstandards verletzt.

In dem Fall geht es um eine Karikatur, die das australische Blatt „Herald Sun“ im September 2018 in Australien publizierte. Die Zeichnung des Karikaturisten Mark Knight zeigt, wie eine wütende überdimensionale Serena Williams mit wulstigen Lippen und krausen, vom Kopf abstehenden Haaren auf ihrem Tennisschläger herumtrampelt. Neben ihr liegt ein Babyschnuller. Im Hintergrund fragt der Schiedsrichter ihre Gegnerin Naomi Osaka: „Können Sie sie nicht einfach gewinnen lassen?“ Osaka ist klein, zierlich und feminin dargestellt, mit blonden, glatten Haaren – in Wirklichkeit hat sie schwarze Kringellocken mit blonden Strähnen und ist größer als Williams.

Nachdem Knight die Karikatur auch auf Twitter verbreitet hatte, hagelte es Kritik. Die Harry-Potter-Autorin JK Rowling nannte die Darstellung von Serena Williams „rassistisch und sexistisch“. Insgesamt kommentierten rund 22.000 Menschen Knights Zeichnung. Die meisten kritisierten die Darstellung des schwarzen Tennisstars. Der Karikaturist löschte kurz darauf sein Twitterkonto.


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    Keine Hilfe von „ganz oben“

    Auch das letzte Mittel bringt nichts: Serena Williams fleht Oberschiedsrichter und Supervisorin der US Open an, die Entscheidung des Stuhlschiedsrichters zu überstimmen. Sie stößt zwar auf verständnisvolle Gesichter, letztlich aber auf taube Ohren. Nachdem Williams dem Schiedsrichter, den sie zuvor als Dieb bezeichnet hat, auch noch Sexismus vorwirft, gibt es eine Geldstrafe von 17.000 US-Dollar.


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    Wie sich die Bilder gleichen…

    Auch im Halbfinale der US Open 2009 holt Williams Oberschiedsrichter und Supervisor auf den Platz, weil eine Linienrichterin kurz vor dem Matchball für Gegnerin Kim Clijsters auf Fußfehler entscheidet. Williams wütet und droht: „Wenn ich könnte, würde ich einen Ball nehmen und ihn dir tief in den Rachen stopfen!“ Williams erhält eine Geldstrafe von 117.000 Euro und spielt zwei Jahre auf Bewährung.


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    Der König der Pöbler

    John McEnroe bleibt unerreicht, wenn es ums Schimpfen und Ausfälligwerden geht. 1990 ist er der erste Spieler, der bei den Australian Open disqualifiziert wird. „F**k deine Mutter!“, faucht er dem Schiri entgegen – danach ist das Match vorbei. Die Gesamtsumme von McEnroes Geldstrafen lässt sich kaum zusammenrechnen. 1987 wird er nach einem Eklat bei den US Open sogar mal für zwei Monate gesperrt.


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    Jede Menge Bruchware

    Nur 800 US-Dollar kostet Marcos Baghdatis sein Wutausbruch bei den Australian Open 2012. Der Zyprer zerstört bei einem Seitenwechsel gleich vier Schläger auf einmal, die zusammen wahrscheinlich teuer sind als seine Geldbuße. Zwei Rackets sind sogar noch unbenutzt und eingepackt. Serena Williams kommentiert das Ganze damals übrigens mit den Worten: „Vier Schläger, das ist beeindruckend. Wow!“


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    Loch im Stuhl

    Im Mai 2018 flippt Karolina Pliskova beim Turnier in Rom aus. Obwohl die Linienrichterin den Abdruck eines Aus gegebenen Balles nicht anzeigen kann, stützt die Schiedsrichterin ihre (Fehl)entscheidung. Pliskova verliert und verweigert der Schiedsrichterin den Handschlag. Stattdessen haut sie mit ihrem Schläger ein Loch in die Seite des Richterstuhls. Dafür kassiert sie eine vierstellige Geldbuße.


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    Ein Küsschen zum Trost

    Peinlich, peinlich! Ausgerechnet beim Heimturnier in Wimbledon fällt „Gentleman“ Tim Henman 1995 aus der Rolle. Ein wütend weggeschlagener Ball trifft ein Ballmädchen am Kopf. Henman wird disqualifiziert. Er ist der erste Spieler, dem das in Wimbledon passiert. Danach kriecht er öffentlich zu Kreuze, entschuldigt sich mit Blumenstrauß bei dem Mädchen – und ein Versöhnungsküsschen gibt es auch.


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    Ohrfeigen von der Ehefrau

    Ebenfalls 1995 sorgt Jeff Tarango für einen Eklat in Wimbledon. Er legt sich mit Referee und Publikum an, packt dann seine Sachen und geht. Ehefrau Benedicte lauert dem Schiri in den Katakomben auf und verpasst ihm zwei Ohrfeigen. Die Strafe für ihren Mann: 63.000 US-Dollar und ein zweijähriger Bann von allen Grand-Slams, später reduziert auf 20.000 Dollar und ein Jahr Sperre in Wimbledon.


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    Blut ist teurer als Wasser

    Es ist keine Absicht, die Folgen sind dennoch blutig: Aus Frust tritt Daniel Nalbandian beim Turnier in Queens 2012 gegen die Holzumrandung des Linienrichter-Stuhls. Ein Splitter verletzt den Referee am Unterschenkel. Nalbandian wird disqualifiziert und zahlt 70.000 US-Dollar. Im gleichen Jahr besprenkelt er den Schiedsrichter bei den Australien Open mit Wasser, zahlt dafür aber nur 8.000 Dollar.


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    Voll auf die Zwölf

    Das geht ins Auge! Wütend drischt der 17-jährige Kanadier Denis Shapovalov im Februar 2017 einen Ball durch die Gegend und trifft den Schiedsrichter mitten im Gesicht. Das Auge schwillt sofort an, später muss der Referee sogar operiert werden. Die Augenhöhle ist gebrochen. Shapovalov wird disqualifiziert, Kanada scheidet aus dem Davis Cup aus. Außerdem gibt es eine Geldstrafe von 7.000 US-Dollar.


  • Gleichberechtigtes Ausrasten im Tennis?

    Arroganter Schnösel?

    Ziemlich überheblich zeigt sich Alexander Zverev bei seinem Aus in Wimbledon in diesem Jahr. Zunächst beschimpft er den Linienrichter und kassiert eine Verwarnung. „Er will nur wichtig sein, einmal auf einem großen Platz in Wimbledon“, pöbelt er anschließend. „Damit man sich einmal an sein Gesicht erinnert.“ Der Schiedsrichter, der Zverev bestraft, ist „Williams-Freund“ Carlos Ramos.

    Autorin/Autor: Andreas Sten-Ziemons


Beim australischen Presserat waren wegen der Veröffentlichung mehrere Beschwerden eingegangen. Nun erklärte der Rat, die Darstellung habe zwar bei einigen Lesern Unmut ausgelöst. Sie habe aber nicht für „erheblichen Ärger, Schmerz oder Vorurteile“ gesorgt und somit geltende Medienstandards nicht verletzt. Die Zeitung hatte argumentiert, die Karikatur beziehe sich allein auf den Ausraster der US-Athletin auf dem Tennisplatz. Knight erklärte seinerzeit: „Bei der Karikatur über Serena geht es um ihr schlechtes Benehmen an dem Tag und nicht um Rasse.“

Sexismus und Doppelmoral?

Die einstige Nummer eins der Weltrangliste hatte dem Schiedsrichter Carlos Ramos nach ihrem verlorenen Finale gegen die Japanerin Osaka am 8. September 2018 bei den US Open in New York Sexismus vorgeworfen. Zudem prangerte der Superstar eine „Doppelmoral“ im Tennis an und sagte: „Als Frau sollte man sich wenigstens halb so viel erlauben können wie ein Mann.“ Sie werde weiter für die Rechte von Frauen kämpfen. Der Schiedsrichter hatte die inzwischen 37-Jährige dreimal verwarnt und ihrer Gegnerin den Regeln entsprechend zuerst einen Punkt und dann ein Spiel zugesprochen.

Williams, die ihren Schläger auf den Boden geworfen hatte, bezeichnete Ramos als „Dieb“ und „Lügner“. Die 23-malige Grand-Slam-Siegerin wurde für ihr Verhalten mit einer Geldbuße in Höhe von 17.000 Dollar (umgerechnet 14.700 Euro) belegt. Die Episode löste eine Debatte darüber aus, ob Williams härter bestraft wurde als manch männlicher Tennis-Star bei ähnlichem Verhalten.

kle/AR (ape, rtre, dpa, afp)

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