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Sport - 29.11.2018

Schalke bekommt die Grenzen aufgezeigt

Der FC Schalke 04 kassiert bei seinem Champions-League-Spiel beim FC Porto eine deutliche Niederlage und qualifiziert sich dennoch vorzeitig für das Achtelfinale. Den Beteiligten ist nicht nach Feiern zumute.

Als Christian Heidel am späten Mittwochabend durch die Katakomben des Estadio do Dragao in Porto stapfte, wirkte er nachdenklich. Dabei hätten der Sportvorstand des FC Schalke 04 und alle alle übrigen Beteiligten einen guten Grund gehabt, bester Laune zu sein. Immerhin hatte sich der Ruhrgebietsklub bereits vor dem fünften Gruppenspiel in der Champions League beim FC Porto für das Achtelfinale der europäischen Königsklasse qualifiziert.

Durch das 2:0 von Lokomotive Moskau gegen Galatasaray Istanbul kurz zuvor waren sowohl die Schalker als auch die Portugiesen uneinholbar für die Konkurrenz in der Tabelle davon gezogen. Damit nimmt der Ruhrgebietsklub zusätzlich 9,5 Millionen Euro ein. 

Modus der Destruktivität

Allerdings hatten die vorangegangenen 90 Minuten, das 1:3 (0:0) des FC Schalke 04 in Porto, deutliche Spuren auf der kollektiven Gemütslage hinterlassen. „Wir haben kein so gutes Spiel gemacht“, sagte Heidel. „Aber das Weiterkommen ist das Ergebnis von fünf Spielen. Natürlich freue ich mich. Wir habe unseren Job erledigt, andere müssen noch zittern.“ Heidels Mimik drückte in diesem Moment allerdings alles andere als Zufriedenheit aus.

Der Grund lag auf der Hand. Zu groß waren die Unterschiede vor allem ab der zweiten Hälfte zwischen den Portugiesen und der Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco. Während die Schalker in der ersten Halbzeit zumindest noch ihren Modus der Destruktivität beherrschten und das gegnerische Angriffsspiel im Zaum halten konnten, brachen zu Beginn der zweiten Hälfte die Schalker Dämme. „Die hatten 20 Minuten, da habe ich Angst bekommen“, analysierte Heidel. 

Berechtigter Jubel bei den spielfreudigen Portugiesen

Defensive Überforderung für 20 Minuten

Statt einem 2:0 für die Gastgeber, das Eder Militao (52.) sowie Jesus Corona (55.) erzielten, hätte das Ergebnis in diesem kurzem Zeitraum auch noch deutlicher ausfallen können. Die Portugiesen sprühten nur so vor Spielfreude und Einsatzwillen, während die Schalker sich in ihr Schicksal ergaben.

Neben dieser defensiven Überforderung zog sich erneut das größte Problem der Königsblauen, mit dem die Mannschaft bereits seit Saisonbeginn kämpft, durch die Partie – und eine Lösung ist bislang nicht in Sicht. Die hervorstechendste Problematik ist die zu oft mangelnde Fähigkeit, sich gegen qualitativ hochwertige Teams Torchancen zu erspielen. In der ersten Hälfte gegen die Portugiesen etwa fand der Ball nicht einmal nennenswert den Weg auf das gegnerische Tor.

Bentaleb trifft per Elfmeter

In der zweiten Halbzeit versuchte es Yevhen Konoplyanka mit einem unzureichenden Torschuss. Und Nabil Bentaleb verwandelte einen Handelfmeter zum Anschlusstreffer (89.), der mehr aus Zufall als durch eine erzwungene Aktion zustande gekommen war. Moussa Marega erzielte in der Nachspielzeit den Endstand.

Ehrentreffer: Schalkes Nabil Bentaleb lässt dann doch die Muskeln spielen

„Die Spieleröffnung war für uns nicht einfach. Das Pressing der Portugiesen war sehr giftig“, sagte Tedesco und benannte damit die Gründe, weshalb sein Team so wenig Torgefahr entstehen ließ. „Uns hat vorne die Durchschlagskraft gefehlt.“ Eine Analyse des Trainers, die bereits häufiger in dieser Saison zur Anwendung gekommen ist.

Dennoch wollte Tedesco seinen Erfolg und den seiner Mannschaft nicht unterbewertet wissen. „Wir haben uns heute für das Achtelfinale qualifiziert, in so einer Gruppe. Die muss man erstmal spielen.“ Allerdings dürften viele Experten die Gruppe D wohl eher zu den einfacheren im diesjährigen Wettbewerb zählen.

Qualifiziert als Gruppenzweiter

Den Schalkern ist das Kunststück gelungen, mit lediglich fünf erzielten Treffern in der Gruppenphase als Tabellenzweiter vorzeitig in die nächste Runde einzuziehen. Die noch ausstehende Begegnung gegen Lokomotive Moskau hat nur noch statistischen Wert.

Allerdings hatte die Partie in Porto auch deutlich aufgezeigt, welche spielerischen Grenzen dem Team gesetzt sind. Gegen europäische Spitzenteams reichen Tempo und technische Möglichkeiten sowie die individuellen Qualitäten der Schalker derzeit nicht aus, um auf Augenhöhe agieren zu können. Vor allem, weil sie sich in erster Linie darauf konzentrieren, das Spiel des Gegners zu zerstören und das eigene Handeln, den Spielaufbau, in den Hintergrund rücken.

In der anstehenden K-o.-Runde im Februar 2019 warten Lose wie etwa der spanische Top-Klub FC Barcelona oder der englische Meister Manchester City. Klubs, gegen die die Schalker in der aktuellen Verfassung kaum bestehen können. Denn diese Teams sind noch eine qualitativ deutlich größere Herausforderung als es der FC Porto derzeit ist. 

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