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Sport - 10.01.2019

Trainer Christian Prokop: „Wollen die Zuschauer begeistern“

Zum ersten Mal wird eine Handball-WM in zwei Ländern ausgetragen – in Deutschland und in Dänemark. Die deutsche Mannschaft will sich bei dem Turnier sportlich rehabilitieren. Zuletzt enttäuschte das Team zweimal.

Für Deutschlands Handballer wird es am Donnerstag ernst. Für sie beginnt die Weltmeisterschaft in Berlin mit dem Auftaktspiel gegen Korea. Fünf Vorrundenspiele müssen sie in der Hauptstadt absolvieren. Im Anschluss sollen in Köln noch mindestens drei Partien der Hauptrunde folgen. Die Hallen werden jeweils mit über 10.000 Zuschauern gefüllt sein – und diese Unterstützung dürfte für die Spieler zusätzlich hilfreich sein.

Das Minimalziel ist hoch gesteckt – das Halbfinale in Hamburg. „Ich bin überzeugt, dass wir es erreichen können“, sagt Torhüter Andreas Wolff. „Die Qualität dafür haben wir“. Und wenn alles gut, würde der Weg des deutschen Teams sogar noch weiter in den Norden führen: Das WM-Finale wird im dänische in Herning ausgetragen.

Die Euphorie ist groß in Deutschland. Der Druck für Spieler und Trainer ebenfalls. Vor dem Heimturnier werden Erinnerungen wach. An die letzte WM im eigenen Land im Jahr 2007. Dieses Turnier endete für die deutsche Mannschaft mit dem Gewinn des Titels. „Natürlich habe ich diese Bilder im Kopf. Und natürlich wollen wir das nach Möglichkeit wiederholen“, sagt Kreisläufer Hendrik Pekeler. 

Den Teamgeist wiederbeleben

Doch auch die aktuelle Spielergeneration hat bereits nachgewiesen, wozu sie fähig ist. 2016 sicherte sich das Team völlig überraschend den EM-Titel. Als Außenseiter ins Turnier gestartet, hatte es sich von Spiel zu Spiel gesteigert, enormen Teamgeist bewiesen und am Ende den Triumph erreicht. Acht Spieler von damals gehören jetzt wieder zum WM-Kader.

Den Teamgeist sieht Christian Prokop auch dieses Mal als Schlüssel für ein erfolgreiches Turnier. „Nur als totale Gemeinschaft werden wir Erfolg haben“, sagt der 40 Jahre alte Bundestrainer. Weil Deutschland nicht über einen alles überragenden Einzelkönner verfügt, der ein Spiel allein entscheiden kann. Deshalb wurde die Vorbereitung von Prokop dazu genutzt, verschiedene taktische Spielsysteme einzustudieren. „Wir wollen die Gegner mit unterschiedlichen Mitteln unter Druck setzen“, sagt der Coach.

Bereits in der Vorrunde warten starke Gegner

Deutschlands Rückraumspieler Paul Drux (l.) in Aktion

Eine solide Abwehr soll bei diesem Vorhaben die (Erfolgs-) Basis bilden. Mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler vom THW Kiel in der Innendeckung kann der Bundestrainer auf ein eingespieltes Duo bauen. Dazu kommt der 2,10-Mann Finn Lemke aus Melsungen, der auch der emotionale Anführer der Mannschaft ist. Über weniger personelle Flexibilität verfügt Prokop dagegen im Offensivspiel. Mit Julius Kühn fällt der wurfgewaltigste Spieler im Rückraum aus. „Das müssen wir mit verschiedenen Mitteln abfangen“, so Prokop. „Mit Steffen Fäth und Paul Drux haben wir Spieler, die auch aus der Distanz treffen können. Aber auch über außen und vom Kreis müssen wir torgefährlich sein.“ 

Bereits in der Vorrunde wird das deutsche Team gefordert werden. Die schwerste Aufgabe wartet mit Frankreich. Beim Olympiasieger und Weltmeister wird zwar der beste Spieler, Nikola Karabatic, fehlen. „Frankreich hat viele Spitzenhandballer, deshalb wird eine Top-Leistung nötig sein, um bestehen zu können“, sagt Prokop. „Aber auch gegen das gemeinsame Team aus Korea, Russland, Brasilien und Serbien müssen wir konzentriert zu Werke gehen.“

Neue Chance für Bundestrainer Prokop

Aus seinem ersten großen Turnier, der enttäuschenden EM 2018, hat der junge Coach seine Lehren gezogen. Damals hatte er noch zu sehr als Club-Trainer agiert. Die Spieler mit vielen Informationen und unterschiedlichen Spielsystemen mehr verunsichert, anstatt sie zu an ihre Leistungsgrenze zu bringen.

Auf einer zweiwöchigen Japan-Reise im vergangenen Sommer hat Prokop wieder ein Vertrauensverhältnis zur Mannschaft aufbauen können. „Wir haben uns verständigt über die Werte, die wir im Team leben wollen. Die Chemie stimmt jetzt. Handball ist und bleibt aber eine emotionale Sportart, in der es Reibereien geben wird.“  

Bei der EM 2016 wurde aus der Mannschaft heraus das Image von den „Bad Boys“ kreiert. „Es war eine geniale Idee damals von meinem Vorgänger Dagur Sigurdsson, die auch für den notwendigen psychologischen Rückenwind gesorgt hat, den man bei so einem fordernden Turnier einfach braucht“, sagt der Bundestrainer. „An der Idee werden wir festhalten. Wir wollen aber bei der WM eine neue Erzählung kreieren.“

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